
Mitteilungen des Bürgermeisters am 06.02.2025
Liebe Eppertshäuserinnen und Eppertshäuser,
seit vielen Jahren gedenkt die Gemeinde Eppertshausen gemeinsam mit der Evangelischen Friedensgemeinde und der Katholischen Pfarrgemeinde St.Sebastian am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust Ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Uns ging es bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung im „Haus der Vereine“ darum, mit einem aktuellen Bezug eine lebendige Kultur des Nachdenkens zu schaffen und zu erhalten. Mit Herrn Yannick Haap von Makkabi Deutschland e.V. konnten wir für diesen Abend einen Referenten gewinnen, der es sehr eindrücklich verstand, nicht nur das vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie leben!” geförderte Projekt „Zusammen 1 – Für das was uns verbindet“ zu präsentieren, sondern den rund 60 Gästen auch einen Einblick in die Geschichte und die Zielsetzungen der jüdischen Sportvereine in Deutschland zu vermitteln.
Antisemitismus offenbart sich insbesondere im „Brennglas Sport“ immer wieder in verbaler, visueller oder physischer Diskriminierung. Insbesondere im Kontext des Fußballs werden antisemitische Verhaltensweisen teils widerspruchslos geduldet, gar nicht erst erkannt, oder nicht an die vorhandenen Meldestellen übermittelt. Mit aktuellen Videos betroffener Personen konnte Yanick Haap die Zuhörerinnen und Zuhörer mit erschreckenden und verstörenden antisemitischen Aussagen gegenüber Sportlerinnen und Sportlern über das Ausmaß des wieder aufflammenden Antisemitismus in Deutschland konfrontieren. Bei jedem 500 Fußballspiel in Deutschland kommt es zu im Spielbericht festgehaltenen Vorfällen im Bereich Antisemitismus oder Diskriminierung – bei 90.000 Spielen an einem Wochenende kommt es somit Woche für Woche zu fast 200 Vorfällen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, der deutlich größere Teil der Vorfälle wird nicht festgehalten und kommt so nicht an die Öffentlichkeit. Dabei liegt der Anteil der jüdischen Sportlerinnen bei Makkabi gerade einmal bei 30% – Juden, Christen, Moslems, Hindus, Atheisten trainieren gemeinsam, spielen gemeinsam und geben so Zeugnis von Integration und Inklusion für unsere Gesellschaft. Auch die vielen im Anschluss an die Präsentation gestellten Fragen und die sehr interessanten Wortbeiträge aus den Reihen der Zuhörer zeigten, dass die Veranstalter mit dem Thema und dem Referenten einen passenden Rahmen für den Gedenktag schaffen konnten. Schön wäre es gewesen, wenn die über den Fußballkreis eingeladenen Vereine unserer Region die Möglichkeit ergriffen hätten, sich aus erster Hand über den Themenkomplex „Antisemitismus“ zu informieren. Denn dieses Thema betrifft uns Alle, wir haben das als Gesellschaft viel zu lange ausgehalten und gehofft, dass es schon irgendwann gut sein wird. Aber die aktuelle Entwicklung zeigt uns deutlich: Nie wieder ist jetzt!
Ihr
Carsten Helfmann
-Bürgermeister-